Montag, 19. Januar 2009

Review - "Von nächtlichen Gedanken" von Ritus


Interpret: Ritus
Stil: Black Metal
Name des Tonträgers: Von nächtlichen Gedanken
Spielzeit: ca. 22 Minuten

1. Mondaufgang 
2. Gehüllt in Schnee und Sternenlicht...
3. Die Nacht okkulter Riten
4. Wandelnd durch den Kerker meines Ich's

Vor einigen Monaten bereits, ließ mir die deutsche Band Ritus ihr aktuelles Demo „Von nächtlichen Gedanken“ zukommen. 
Als ich das Päckchen entgegennahm und öffnete, war ich besonders angetan von der kunstvollen Verpackung der Kassette: in eine schwarze Papierhülle auf welcher das Ritus-Logo zu sehen ist… Ein sehr origineller Einfall, muss man ihnen lassen! 

Da auch das Cover des Werkes sehr vielversprechend aussah, war ich voller Vorfreude und Neugierde, um welche Art musikalischer Tonkunst es sich bei diesem Werk handeln möge.
Ich legte das Tape in den Kassettenrekorder und lauschte den rauen Tönen der Gruppe… 

Die schreie einer Krähe künden bereits zu Beginn von einer düsteren und gespenstischen Welt des Okkulten, welche der Hörer durch dieses Werk betritt… 
Kaum ist das gekrähe verstummt, ergreift die tiefsinnige Melancholie Besitz der Seele des Hörers – ein sanftes und betrübliches Gitarrengespiele sorgt für das Kippen der Stimmung immer weiter in Richtung Trostlosigkeit. 
Meinem Geschmack nach ist dies keineswegs negativ zu verstehen… es handelt sich eher um eine sehr magische und nachdenkliche Atmosphäre, die hier an den Tag gelegt wird.

Nach dem Ausklang des Intros „Mondaufgang“, taucht der Hörer in eine noch wesentlich stärker ausgeprägte melancholische Atmosphäre. Die Verzerrte E-Gitarre wird von einem rasanten Schlagwerk begleitet, welches in einer solchen Geschwindigkeit daherprasselt, dass man es glatt mit einem Flakgeschütz verwechseln könnte! 
Zum Glück steht bei diesem Lied jedoch eher die dramatische Melodie im Vordergrund, als das doch eher monotone Geknüppelt des Schlagzeuges.  
Begleitet werden die melodischen Gitarrenarbeiten von den qualvollen Todesschreien des Sängers „Geist“. Bei einigen sehr eindrucksvollen Parts, wird die okkulte Predigt des Sängers jedoch auch von einem Clean-Gesang unterstrichen, wobei jene Stimme sich in dem Fall eher als Sprache denn als Gesang äußert und in diesem Auftreten eher nach einem unheilvollen Gebet klingt. Dieses Lied, „Gehüllt in Schnee und Sternenlicht...“ ist übrigens sehr zu empfehlen, für mich persönlich ist es der Favorit auf diesem Tonträger! 

Mit einem eher dumpfen Schlagzeuggeräusch, kündigt sich der dritte Track auf der Demo an. „Die Nacht okkulter Riten“, allein schon mit diesem Titel wird abermals die Faszination der drei Bayern für Okkultismus und Magie zum Ausdruck gebracht. 
Außerdem zeugt auch der Text dieses Songs von den okkulten Gedankengängen. 
Hier eine Textstelle, die mir besonders gut gefällt:
„Hymne der Nacht, 
Hymne der Wälder, 
Hymne des Mondes, 
Lied der Geister, 
die Nacht okkulter Riten!“
Zurück zum Ton:
Wie gewohnt brettert das Schlagzeug von Mabrugh gnadenlos dahin und lässt keine Aussicht mehr auf Stille walten. Überraschenderweise beinhaltet dieser Titel im vergleich zum Vorherigen auch rockige Parts, jedoch herrschen überwiegend die dramatischen Melodien seitens der Gitarre.
Weiteres ist auch sehr markant: 
die Schreie von Geist haben sich im 3. Song (zumindest in ein paar Stellen) eher in ein leises und hohes Gekrächze verwandelt. Einige rockige Parts werden auch von grunzenden lauten und der üppigen gequälten Stimme unterstrichen, welche in eine Art höllisches Gelächter übergeht. 
Nach der genialen Textstelle, die bereits vorhin zitiert wurde, endet dieser Titel auch schon. 

Mit thematisch sehr gut passenden, blechartigen Ambient-Klängen und etwas, das ich als „Tropfgeräusche“ bezeichnen würde, beginnt der letzte Titel der Kassette… „Wandelnd durch den Kerker meines Ich's“. 
Nicht nur der Titel dieses Liedes regt zum Nachdenken an. Die pathetischen Gitarrenklänge vermehrt mit schleppendem, taktvollem Schlagzeug, werden diesmal zum Teil auch von einem hymenartigen Clean-Gesang begleitet und ziehen den Hörer geradezu in eine verträumte geistige Abwesenheit.
Nach der langen Gefangenschaft in diesem Bann, verstummen alle Instrumente. 
Nur ein Klavier ist zu hören. Geisterhaft erklingt das Geklimper und der Protagonist scheint in den beschriebenen Kerkern regelrecht psychische Qualen zu durchleiden.
Durch das Auftreten einerseits der verzweifelten Schreie und andererseits auch der leisen, finsteren Krächzstimme, wird offenbar eine Art Schizophrenie symbolisiert.
 Der soeben beschriebene Ausklang des Liedes wirkt sehr Angst einflößend und präsentiert wahrscheinlich einen Dialog zwischen dem Protagonisten und seinem zweiten „Ich“. 
Um abschließend die musikalische Art dieser Demo im Großen und Ganzen zu vergleichen: mich erinnert die Musik zum Teil an Burzum, als auch an manch altes Gorgoroth-Werk.

Letzten Endes muss ich sagen, dass mich das Werk sehr überzeugt hat! 
Abgesehen von der musikalischen Begabung dieser Band (die für eine Demo mehr als sauber ist), sollte man auch die okkulte Thematik der Demo „Von nächtlichen Gedanken“ sehr schätzen. 
Die durch Musik und Text erzeugte Stimmung regt (wie des Öfteren betont) sehr zum Nachdenken an! 
Ich kann diese Demokassette auf jeden Fall weiterempfehlen, wenn ihr die Möglichkeit habt – ergattert ein Exemplar und haltet Ausschau nach kommenden Veröffentlichungen der Band Ritus!